Biotopverbund im Christophstal
Hintergrund
Das ehemals offene Landschaftsbild an den steilen Süd-West-Hängen im Freudenstädter Christophstal ist durch eine jahrhundertelange Bewirtschaftung entstanden. Dadurch bot der trockenwarme, eher magere Standort Lebensraum für viele auf Wärme und Licht angewiesene Pflanzen- und Tierarten. Durch die ausbleibende Pflege verbuscht der Hang zunehmend und der wertvolle Offenland-Lebensraum mit seinen charakteristischen Arten und Strukturen geht verloren.
Luftbilder im Vergleich: 1968 und heute. Der Hang ist über die Jahre immer weiter zugewachsen.
Projektziel
Ziel des Projektes ist es den Trockenhang unter fachlicher Begleitung des Landschaftserhaltungsverbandes wieder freizustellen und durch ein Pflegekonzept langfristig offenzuhalten. Dadurch profitieren zahlreiche wärme- und lichtliebende Offenlandarten wie der violette Feuerfalter, die blauflügelige Ödlandschrecke oder die Kreuzotter. Durch die Aufwertung von im Projektgebiet liegenden Kernflächen des Biotopverbunds trockener Standorte und der Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Hanges soll zudem der landesweite Biotopverbund gestärkt werden.
Zielarten
Zur zielgerichteten Entwicklung von Maßnahmen wurden sogenannte Zielarten festgelegt. Hier wurden im Gebiet kartierte und im Umweltinformationssystem Baden-Württemberg hinterlegte, besonders schutzwürdige Arten ausgewählt. Gleichzeitig fördern Maßnahmen für diese Arten zahlreiche weitere Arten mit ähnlichen Ansprüchen an den Lebensraum. Die gewählten Zielarten werden im Folgenden unter Angabe von Schutz- und Fördermaßnahmen aufgeführt.
Insekten (Tagfalter): Violetter Feuerfalter (Zielart Biotopverbund; RL 2, im Schwarzwald 3)
Schutz- und Fördermaßnahmen
Erhaltung und Neuanlage von Rohbodenstellen in trockenwarmen Lebensräumen mit den Nahrungspflanzen der Raupen: bevorzugt kleiner Sauerampfer, aber auch großer Sauerampfer als Ausweichmöglichkeit. Weiter Erhalt von Kleinstrukturen wie Ameisen- und Maulwurfshügel, auf denen sich der kleine Sauerampfer ansiedeln kann; offengehaltene Felsen oder Gesteinsgrusbereiche, Pflege bestehender sonnenexponierter, nährstoffarmer Böschungen bzw. Neuanlage; Extensive Beweidung; blütenreiche Flächen in der Nähe zur Nektaraufnahme der adulten Tiere.
Insekten (Heuschrecken): Blauflügelige Ödlandschrecke (RL V)
Schutz- und Fördermaßnahmen
Offenhaltung der Landschaft, Erhalt und Vernetzung von trockenwarmen, steinigen Kahl- und Ödlandflecken mit sehr spärlicher Vegetation wie sie beispielsweise auf Trockenrasen zu finden sind.
Insekten (Heuschrecken): Feldgrille (RL V, im Schwarzwald ungefährdet)
Schutz- und Fördermaßnahmen
Erhaltung und Neuanlage von extensiv genutzten, lückigen, Trockenwiesen und Trockenweiden; Offenhaltung der Landschaft; Vernetzung der Kernräume durch magere Raine sowie sonnige, offene und regelmäßig gepflegte Böschungen.
Reptilien: Kreuzotter (RL 2)
Schutz- und Fördermaßnahmen
Erhaltung und Entwicklung besonnter Freiflächen und Wegsäume, Erhaltung und Förderung von Kleinstrukturen als Versteckmöglichkeiten und Winterquartiere, Lebensraumvernetzung durch Pflege und Entwicklung von „Trittsteinen“ und linienförmigen Landschaftsstrukturen.
Vögel: Neuntöter (RL ungefährdet)
Schutz- und Fördermaßnahmen
Erhaltung und Neuanlage von Gehölzen, Niederhecken und Streuobstbeständen mit extensiv genutzten Wiesen, Brachflächen und Rainen.
Maßnahmen
Generell lassen sich die geplanten Maßnahmen in zwei Teile kategorisieren: die Offenlegung (Erstpflege) sowie die Offenhaltung (Folgepflege) des Hangs.
Offenlegung
Durch die Entnahme von Gehölzen sollen Freiflächen geschaffen und die Verbuschung zurückgedrängt werden. Dabei sollen vereinzelte, nicht stark wüchsige Sträucher sowie Altbäume erhalten bleiben und Obstbäume einen Erhaltungsschnitt bekommen. Außerdem sollen Steinriegel und Trockenmauern freigestellt werden. Zudem soll im Folgejahr die teilweise stark verfilzte Wiese gemäht und abgeräumt werden. Dabei werden bereits etablierte Ameisenhügel geschont. Voraussichtlich müssen in den Folgejahren Stockausschläge auf Mauern und Steinriegeln entfernt werden.
Zur besseren Umsetzbarkeit der Maßnahmen, wurde der Hang in drei Bereiche (Süd, Mitte, Nord) eingeteilt. Die geplanten Erstpflegemaßnahmen sind in der folgenden Karte dargestellt.
Offenhaltung
Durch extensive Beweidung sollen die gepflegten Flächen dauerhaft offengehalten werden und ein Mosaik verschiedener Strukturen entstehen. Dabei soll die Herde über den Hang wandern, sodass die Tiere als Vektoren für Samen und Kleintiere fungieren können. Damit die Herde wandern kann, sollte möglichst ein durchgehender Korridor entstehen. Wie in der Karte oben sichtbar, ist dies gelungen und nach der Offenlegung können ca. 6 ha zusammenhängende Fläche beweidet werden.
Ansprechpartnerin und weitere Einblicke
Einblicke in die Maßnahmenumsetzung und den Projektstand gibt es auf unserem Blog zum Landschaftspflegeprojekt Christopstal.
Beutreut wird das Projekt von Joana Czermin, Biotopverbundbotschafterin im Landkreis Freudenstadt: czermin@lev-kreis-fds.de, Tel.: 07451/907-5483